1794 – 1815: Die französische Zeit
1794 – 1815: Die französische Zeit
Französisches Papiergeld um 1800
Das sogenannte „französische Zwischenspiel“ begann 1794 mit dem Einmarsch des Revolutionsheeres. Auch Oberwinterer Familien mussten die fremden Truppen einquartieren und verpflegen. Nach den wenigen Quellen, die sich im Ort erhalten haben, war das eine schlimme Zeit.
Nach dem Frieden von Luneville kamen die linksrheinischen Gebiete des Kurfürstentums Köln 1801 auch formal an Frankreich. Oberwinter gehörte nach einer großen Verwaltungsreform nun zum Kanton Remagen im Arrondissement Bonn. Die Vorrechte von Adel und Klerus wurden abgeschafft und das wertlose Papiergeld, die Assignaten, eingeführt.
Das Eigentum der geistlichen Institutionen, davon gab es, wie z.B. den Marienhof, auch in Oberwinter einige, wurde 1803 säkularisiert und zugunsten des französischen Staates veräußert. Das Land blutete unter hohen Kontributionen stark, Napoleons Kriege mussten finanziert werden. Nach dem für Frankreich verheerenden Russlandfeldzug neigte sich die Herrschaft Napoleons, auch am Rhein, ihrem Ende zu.
Hier ein Link zur französischen Besatzung:
de.wikipedia.org/wiki/Napoleon
1794 – 1815: Die französische Zeit
1815-1868: Die preußische Zeit
1815-1868: Die preußische Zeit
Karte von Oberwinter, 1815
Am 1. Januar 1814 setzten auch im Raum Oberwinter russische Kosaken vom rechten Ufer auf das linke und griffen die französische Besatzung an. Nach mehrfach wechselndem Kriegsglück vertrieben die Russen die Franzosen in Richtung Bonn. Von diesen Kämpfen sollen die Einschüsse Ecke Hauptstraße/Laurentiusgasse) stammen.
Die Rheinländer taten sich mit den neuen Herrn, den Preußen, nicht immer prägten sie den Satz: Unter dem Krummstab war gut leben!
Der preußische Staat investierte in das verarmte Land große Summen in den Wasserstraße und förderte die Wirtschaft. Zur Verbesserung der Hygiene wurde die eingerichtet, der sich der Wasserversorgung und besonders dem Brunnenwesen widmete.
Besonderes Augenmerk wurde auf die Verbesserung des Schulwesens, auch durch den Bau neuer Schulgebäude, gelegt. Erwähnenswert ist weiter die Anlage eines sog. Urkatasters, also also die Aufnahme aller Grundstücke und Gebäude.
Dies war die Grundlage für die Festsetzung und das Eintreiben der Steuer. Und die jungen Männer mussten ihren strengen Militärdienst leisten, „zu den Preußen“, wie man hier sagte.
Hier ein Link zu den Preußen:
de.wikipedia.org/wiki/Preußen
1829: Urkataster
1829: Urkataster
Deckblatt des Urkatasters vom „Flecken Oberwinter“, 1829
1828/29 wurden Oberwinter und seine Umgebung erstmals systematisch vermessen, um das „Urkataster“ zu erstellen. Dass die Bevölkerung dieses Tun mit Argwohn beobachtete, liegt auf der Hand, waren doch die Feststellungen über Größe und Nutzung der Grundstücke Grundlage für die Berechnungen der preußischen Steuerverwaltung.
Die schwierigen Vermessungsarbeiten an den steilen Rheinhängen wurden mit Hilfe des preußischen Militärs erledigt. Soldaten mit Holzstangen standen vom Rheinufer in langen Reihen bis auf die Höhe, während die„Kataster-Gehülfen“, also die Vermesser, über die Stangen peilten.
Die Ergebnisse der Messungen wurden als „Handrisse“ farbig in ein großes Buch eingezeichnet, das bis etwa 1870 sorgfältig berichtigt und fortgeschrieben wurde.
Das Buch, das sich über die Zeit erhalten hat, ist für jeden Heimatforscher eine Quelle vielfältiger Informationen.
Was 1829 sonst noch in der Welt passierte. Hier der Link:
de.wikipedia.org/wiki/1829
1829: Urkataster
1841: Bau des Rathauses
1841: Bau des Rathauses
Das alte Bürgerhaus, das im Laufe der Jahrhunderte die verschiedensten Nutzungen erfahren hatte, wurde zu klein und musste 1839 niedergelegt werden. Der Neubau wurde 1841 eingeweiht.
Die beiden Schulen, also die katholische und die evangelische, erhielten nach Losentscheid je eine Etage für „den jeweiligen Schulraum“. Die Schulen hatten zunächst jeweils eine Klasse und einen Lehrer, der die Kinder aus acht Schuljahren unterrichtete.
Die Gemeinde wuchs so schnell, dass das neue Schulhaus schon bald zu klein wurde. 1856 wurde die ev. Volksschule in ein Haus in die Pützgasse verlegt. 1895 musste dann ein völlig neues Schulgebäude errichtet werden, für das als Zuwegung eigens eine Straße, die Schul-, heute Pfarrer-Sachsse-Straße gebaut wurde. Das Rathaus stand nun ausschließlich für Verwaltungsaufgaben zur Verfügung.
Übrigens: an der Seite des Rathauses, an der heute das Rinckelbach-Kreuz steht, gab es früher einen Anbau mit den Haftzellen.
Was 1841 sonst noch in der Welt passierte. Hier der Link:
de.wikipedia.org/wiki/1841
1846: „Bergschlupf“ am Birgeler Kopf
1846: „Bergschlupf“ am Birgeler Kopf
Nach dem „Bergschlupf“ am Birgeler Kopf im Dezember 1846, Stahlstich von A. Lasinski
Nahezu 2000 Jahre lang wurden am Unkelstein die berühmten „Unkelsteine“ gebrochen. Sie bestehen aus Basaltlava, die zu fünfeckigen Säulen erstarrt ist. Erst die Römer, später das Herzogtum Jülich und die Kölner hatten hier Jahrhunderte lang bedeutende Steinbrüche.
Immer wieder ist es am Unkelstein zu Bergrutschen gekommen. Das Steinbrechen brachte vielen Oberwinterern Brot, war aber sehr gefährlich. Am 19. Dezember 1846 bildete sich längs der Köln-Mainzer Provinzialstraße, die seit römischer Zeit nahe am Berg und weit entfernt vom Rhein verlief, eine lange Bodenspalte, die man, wie immer, rasch mit Abraum verfüllte. Doch der Berg kam nicht zur Ruhe.
Am 20. Dezember hob sich der Boden und große Gesteinsmassen machten die Straße unpassierbar. Wie durch ein Wunder wurde, trotz des „regen Verkehrs“ niemand verletzt. Die Straßenbauverwaltung konnte es nach diesem Bergrutsch nicht mehr verantworten, die alte Straße wieder herzurichten. Sie baute aus Vorsichtsgründen weiter östlich also näher zum Rhein hin, eine neue Trasse und hat verschüttetes Terrain für Jahrzehnte ruhen lassen.
Was 1846 sonst noch in der Welt passierte. Hier der Link:
de.wikipedia.org/wiki/1846
1846: „Bergschlupf“ am Birgeler Kopf
1856: Bau der Eisenbahn
1856: Bau der Eisenbahn
Stahlstich, gezeichnet und gestochen von F. Foltz, um 1880
Einen für viele kaum vorstellbaren Fortschritt brachte der Bau der linksrheinischen Eisenbahnstrecke. Die aus den 1840er Jahren stammende Strecke Antwerpen – Cöln wurde in den Folgejahren bis Bonn verlängert.
In Cöln tätige Großindustrielle und Banker, die ihre Sommervillen an der „Rheinischen Riviera“, also in Mehlem und Rolandseck gebaut hatten, haben die Bahnstrecke auf eigene Kosten bis Rolandseck weiterführen lassen. So sparten sie sich die mühsame und zeitaufwändige Fahrt mit der Kutsche über Bonn hinaus. In Rolandseck ließen sie anschließend noch ein stattliches Bahnhofsgebäude, den„Kaiserbahnhof“ errichten, der 1858 feierlich eingeweiht wurde.
Die„Rheinische Eisenbahngesellschaft“ hat die Bahngleise in den Jahren 1856 bis 1858 über Oberwinter hinaus bis Coblenz weitergebaut.
Die „bahnskeptischen“ Oberwinterer hatten kein Interesse an einer eigenen Station. „Wenn die einmal acht Tage gefahren haben, so haben sie nichts mehr zu tun“, so meinte man. Damals….
Immerhin, neue, große Häuser bekamen in dieser Zeit nicht nur eine „Schauseite“ zur Rheinfront hin; man gestaltete sie auch aufwändig in Richtung zur Bahn, die anfänglich viermal pro Tag verkehrte.
Was 1856 sonst noch in der Welt passierte. Hier der Link:
de.wikipedia.org/wiki/1856
1865-66: Niederlegung und Neubau der katholischen Kirche
1865-66: Niederlegung und Neubau der katholischen Kirche
Das alte Gotteshaus, das aus der Romanik stammte, war im 19. Jahrhundert baulich in sehr schlechten Zustand. Immer wieder hatte der Rhein das Gebäude besucht und schwere Schäden angerichtet. Für eine Sanierung fehlte aber das Geld. Außerdem war die Kirche für den rasch wachsenden Ort zu klein geworden.
Dreißig Jahre lang hatte man überall Geld erbettelt und wollte den Rest durch einen „Zuschuss“ der königlichen Regierung in Coblenz erbitten. Ursprünglich sahen die Pläne den kompletten Abriss und eine Neuerrichtung auf hochwasserfreiem Gelände vor.
Die Regierung war bereit, einen Zuschuss in Höhe von „3000 Thalern“ zu bewilligen, immerhin ein Sechstel der gesamten Bausumme. Allerdings unter der Auflage, dass der gotische Chor nicht angetastet würde.
Wegen der Geldknappheit sah sich die Pfarrgemeinde zähneknirschend genötigt, das Angebot zu akzeptieren. Nach neuen Plänen des bedeutenden Baumeisters V. Statz wurden Haupt- und Seitenschiffe, im neugotischen Stil angepasst, an den alten Chor angebaut.
Wir dürfen uns daher noch heute an dem eleganten Chor erfreuen, wenn auch manchmal mit nassen Füssen.
Was 1865 sonst noch in der Welt passierte. Hier der Link:
de.wikipedia.org/wiki/1865
1865-66: Niederlegung und Neubau der katholischen Kirche
1888-1891: Der Oberwinterer Hafen
1888-1891: Der Oberwinterer Hafen
Der Rheinlauf vor(1855) und nach dem Hafenbau(1895)
Etwa dreißig Jahre lang hat die Rheinstrombauverwaltung über den Ort nachgedacht, an dem am Mittelrhein ein neuer Schutzhafen errichtet werden sollte.
Oberwinter und der Rheinarm bei Grafenwerth standen in Konkurrenz. Immerhin ging es bei dieser Entscheidung um Arbeitsplätze und um die Sanierung der Uferregion.
1887 fiel die Entscheidung zugunsten Oberwinters. Die im Strom liegende Kiesbank, den sogenannten Oberwinterer Grund nutzte man für den Bau des 800 Meter langen Dammes.
Gleichzeitig schüttete man das vor dem Ort abfallende Gelände an, befestigte es und legte eine Lindenallee an, bis zum Bau der neuen Reichsstraße im Jahr 1936 die „gute Stube“ des Ortes.
Über eine halbe Million Goldmark hat Preußen in die Anlage investiert, die Schleppern und Lastkähnen Schutz bei Hochwasser und Eisgang bot. In harten Wintern sollen bis zu hundert Schiffe im Hafen gelegen haben.
Was 1888 sonst noch in der Welt passierte. Hier der Link:
de.wikipedia.org/wiki/1888
1892: Krankenhaus und Kinderverwahranstalt
1892: Krankenhaus und Kinderverwahranstalt
Das obere Bild der Postkarte zeigt das Krankenhaus, das untere die „ Kleinkinderbewahrschule“ (Kindergarten)
Fräulein Hattingen hinterließ im Jahr 1892 an der heutigen Hauptstraße ein Haus, das testamentarisch gesichert sozialen Zwecken dienen sollte.
In diesem Gebäude wurde zunächst ein kleines Krankenhaus eingerichtet, das vom Oberwinterer Arzt, Herrn Dr. Wirtz, besser bekannt unter dem Namen „Herr Sanitäts-Rat“ betreut wurde. Bis zum ersten Weltkrieg wurden hier Kranke liebevoll von Schwestern gepflegt. Später wurde das Haus zur Altenversorgung genutzt.
Von Beginn an richteten die Schwestern auch eine „Kleinkinderbewahrschule“ ein. Auch wenn sich Name und Gebäude dieser Institution stark geändert haben, die Keimzelle des heutigen kath. Kindergartens ist die Stiftung von Fräulein Hattingen.
Was 1892 sonst noch in der Welt passierte. Hier der Link: de.wikipedia.org/wiki/1892
1892: Krankenhaus und Kinderverwahranstalt
1895: Die „neue“ Schule
1895: Die „neue“ Schule
Gebäude der Katholischen und evangelischen Volksschule 1895
Die personellen und räumlichen Verhältnisse der beiden Volksschulen waren zu Ende des 19. Jahrhunderts äußerst beschränkt. Aus Platzgründen hatte bereits 1856 die ev. Schule das Rathaus verlassen und ein neues Gebäude in der Pützgasse
beziehen müssen.
Wegen des starken Anstiegs der Schülerzahlen brauchte der Ort dringend weitere Klassen und damit ein neues Haus. Als Bauplatz wählte man Gartengelände weit außerhalb des alten Ortes, und erschloss das Grundstück durch die neu angelegte Schul-, heute Pfarrer-Sachsse-Straße.
In dem Neubau wurden die beiden Schulen getrennt voneinander untergebracht. Selbst der Schulhof war geteilt. 1886 war der damals nach Oberwinter versetzte Lehrer Ludwig Pfahl als einzige Lehrperson an der kath. Schule angestellt und
unterrichtete etwa 100 Kinder, die auf acht Schuljahre verteilt waren.
1913 gab es an dieser Schule bereits vier Lehrpersonen, Lehrer Wiess führte den Titel „Hauptlehrer“.
Was 1895 sonst noch in der Welt passierte. Hier der Link:
de.wikipedia.org/wiki/1895
1896: Der Winzerverein
1896: Der Winzerverein
Winzerverein, Rheinhotel Oberwinter 1898 Der handschriftliche Text auf der Ansichtskarte lautet: Ein Vögelein ist mein Kärtchen, ich send es froh von hier. Es hat zwar keine Federn, es ist ja aus Papier. Und doch gleicht es dem Vögelein Das eilig von mir zieht. Es bringt ja von mir scheidend Dir tausend Grüße mit. Oskar Melchers
Ende des 19. Jahrhunderts gab es im ganzen Rheinland eine große Weinkrise. Die Reblaus war aus Amerika eingeschleppt worden, verschiedene Pilzsorten machten die Trauben krank und außerdem mussten die Winzer mit Kälte und Regen kämpfen. Die Erträge gingen zurück, der Preis für Trauben verfiel.
In dieser verzweifelten wirtschaftlichen Situation gründeten 32 Winzer den „Winzerverein“ als eine „eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung“. Auch diese eigentlich sinnvolle Maßnahme konnte den wirtschaftlichen Niedergang des Weinbaus nicht verhindern.
Arnold von Guillaume, der weltbekannte Kabelfabrikant aus Köln, der sich als Sommerwohnsitz das Schloss Ernich gebaut hatte, übernahm Anfang des 20. Jahrhunderts alle Schulden des Vereins und bewahrte damit 32 Familien vor dem Schlimmsten.
Sitz des Vereins war ein 1891 gebautes Haus (heute Hotel Stein), in dem zunächst die Rheinische Kühlschrankfabrik produzierte. Vater Christian Stein hat das Haus als Gastronom später übernommen.
Mehr zum Thema Winzerverein:
www.deutsche-winzergenossenschaften.de/
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1896: Der Winzerverein
1899: Bahnhaltestelle für Oberwinter
1899: Bahnhaltestelle für Oberwinter
Was 1899 sonst noch in der Welt passierte. Hier der Link: http://de.wikipedia.org/wiki/1899
Offensichtlich hatten sich die Oberwinterer hinsichtlich des „Wachstumspotentials“ der Rheinischen Eisenbahn gründlich verschätzt. Immer stärker wurde der Verkehr; immer mehr Güter wurden auf der Schiene transportiert.
Die Weinhändler mussten ihre Fässer mit Pferd und Wagen mühsam nach Rolandseck schaffen, um den Wein zum Kunden zu senden. Jahrzehnte lang hat man sich daraufhin bemüht, statt der Bahnstation „Rolandseck“ einen eigenen Bahnhaltepunkt in Oberwinter zu erhalten. Erst 1898 kam die langersehnte Einwilligung der Reichsbahn. Aber der Preis für die Erlaubnis war hoch: Oberwinter musste auf eigene Kosten das Grundstück „An der Bruchwiese“ stellen und alle Baukosten tragen. Entsprechend bescheiden wurde – anders als in Rolandseck –eine überdachte Haltestelle zwischen den Bahngeleisen gebaut, die nur durch Überschreiten der Schienen zu erreichen war.
Am 1. Oktober 1899 feierte man stolz die Einweihung des eigenen Haltepunktes. Personen-und Frachtaufkommen entwickelten sich so gut, dass 1913 ein richtiges Bahnhofsgebäude, ein Frachtschuppen, das Stellwerk, die Unterführung sowie Ausweichgeleise errichtet wurden. 13 Oberwinterer waren seinerzeit als Bahnbeamte bei der Reichsbahn in Lohn und Brot – das Deutsche Reich hatte zwischenzeitlich die privaten Bahnen übernommen.
Was 1899 sonst noch in der Welt passierte. Hier der Link:de.wikipedia.org/wiki/1899