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Die Oberwinterer Unterwelt

Großer Andrang bei Heinz Wilms' Führung durch die Oberwinterer Unterwelt

Großes Interesse an der Führung des Rathausvereins mit Heinz Wilms

Am 09.05.2024 - Christi Himmelfahrt - organisierte der Rathausverein Oberwinter eine Führung in zwei der alten Weinkeller des Ortes.

Heinz Wilms führte die große Gruppe von rund 100 Personen durch die über 1000 Jahre alte Geschichte des Weinbaus in Oberwinter. Die Zuhörer konnten zwei der größten noch zahlreich existierenden, alten Kellergewölbe besichtigen, die einst für die Lagerung und Verarbeitung des Weins genutzt worden waren.

Er gab den Besuchern in einem lebendigen Vortrag viele interessante Informationen über die Geschichte des Weinbaus, des Küferhandwerks und die Bedeutung der Weinhändler von Oberwinter. Auf einer neu erstellten großen Karte zeigte er eine Übersicht der 42 zum Teil sehr kleinen Weinparzellen aus dem Jahre 1870! Allerdings kam der Weinbau in Oberwinter endgültig Anfang des 20. Jahrhunderts zum Erliegen infolge von verschiedenen Rebkrankheiten. Die ehemaligen „Weinberge“ wurden mit Kirsch- und Apfelbäumen bepflanzt.

Von großer Bedeutung waren die 34 bekannten großen und kleinen Weinhandlungen. Stellvertretend für diese wurden diese beiden Keller besucht.

Großes Interesse bei Heinz Wilms' Führung durch die Oberwinterer Unterwelt
Einbau von Tanks - Rathausverein Oberwinter

Für viele Oberwinterer und auswärtige Besucher war es das erste Mal, dass sie die alten Keller besichtigen konnten und das Interesse war entsprechend groß - sogar bei den jüngsten Bewohnern. Die erste Besichtigung fand im tadellos erhaltenen riesigen Weinkeller Hauptstraße 110 statt, heute im Besitz von Elmar Blumenberg. Der Keller der Firma Lauffs/Mummendey war ursprünglich 3-mal größer als heute, war durch Gänge zu den Nachbargrundstücken zum Süden und Norden verbunden und erstreckte sich von der Hauptstraße bis zum Rhein und bot Platz für fast 600.000 l Wein. Die Firma existierte bis 1937, dann übernahmen die Nazis die Gebäude. Am 24. Oktober 1937 wurde das Haus mit dem Geld der Parteigenossin Sölling aus Rolandseck vollständig umgebaut und mit großem Prunk als „Parteiheim" eröffnet.

LKW Apfelsaft - Rathausverein Oberwinter

Heinz Wilms informierte darüber, wie die Keller gebaut worden waren und wie der Wein in den kühlen Kellern gelagert worden ist, und wie der Wein zum und auf dem Rhein bis zu seinem Bestimmungsort transportiert wurde. Den gefährlichen Transport der schweren Weinfässer übernahmen die Weinschröter, ein Begriff, der den meisten Zuhörern unbekannt war.

Stahltanks im Weinkeller - Rathausverein Oberwinter

Die zweite Besichtigung fand im Keller der 1929 (neu) gegründeten Firma C. Kleinhans & Eckertz statt. Das Geschäft hatte sich nach dem schwächer werdenden Weinhandel auf Apfelsaftherstellung verlagert. Aus Platzbedarf wurde im Jahre 1936 ein Umzug in die Hauptstraße 77 notwendig. Das Areal erstreckte sich von der Hauptstraße bis zum Holzweg. In der Mitte des Grundstücks wurde ab 1937 ein weitläufiger Keller gebaut. In den Jahren vor und nach dem zweiten Weltkrieg wurde Lagerkapazität auf 1,4 Millionen Liter für Apfelsaft und Obstsüßmost und Traubensaft erweitert.

Übrigens wurde „Hohes C“ hier in Oberwinter, Hauptstraße 77, durch Kleinhans & Eckertz zum ersten Mal abgefüllt. Aus Platzmangel wurde die Firma nach Hennef-Bröl verlagert. Anfang der Achtzigerjahre kaufte die Firma Werner Schäfer Metallverarbeitung den Betrieb. Heinz Wilms übergab dann das Wort an Werner und Helga Schäfer, die in einem lebendigen Vortrag die jetzige Nutzung erläuterten und durch den weiträumigen Keller führten. Zum Abschluss wurden passenderweise Wein, Wasser und von der ehemaligen Brennerei Stein "Mirabellenbrand" angeboten, was bei den Zuhörern sehr gut ankam.

Dieser Beitrag des Rathausvereins Oberwinter zur Kulturwoche 2024 wurde sehr begrüßt und die Besucher/innen genossen die insgesamt bis zu dreistündige Führung sehr. Wer Genaueres wissen möchte: der Rathausverein bietet in seinen Broschüren und Veröffentlichungen, insbesondere in: Oberwinterer Geschichte(n) Nr.15: Hans Atzler. „Winzer, Wein und harte Arbeit“ detailierte spannende Lektüre an. Fotos: Gabriella Lundkvist, Rathausverein